Denkbeispiel "Drei Eschen"
Eine Esche mit 20 cm Stammdurchmesser, vollholzigem Stamm und 13 m Höhe steht als Solitärbaum mit kugeliger Krone.
Nach VTA ist der Baum sicher, da er vollholzig ist. Weder die Baumhöhe, noch die Kronenform oder die einwirkende Last werden in Betracht gezogen. Nach SIA hat er 0,3 fache Sicherheit und ist somit nicht sicher. (theoretisch)
Eine Esche mit 10 cm Restwandstärke. Innen entsteht eine Fäule,
die außen durch Dickenwachstum kompensiert wird. Der Baum hat
weiterhin 13 m Höhe, steht solitär, hat eine kugelige Krone und
daher die selbe Windlast. Also: 40 cm Außendurchmesser, 20 cm Fäule
im Inneren, 10 cm Restwand.
Nach VTA ist dieser Baum
weiterhin sicher, da nicht 70% ausgemorscht sind. Nach
SIA hat er ca. 2,2
fache Sicherheit, abhängig von Standort und
Windexposition.
Diese Esche, nun mit 80 cm Außendurchmesser, 10 cm Restwand und 60 cm Fäule und der selben Windlast.
Nach VTA ist dieser Baum nun unsicher, da t/r = 0,3 erreicht ist (75 % Fäule). Nach SIA hat dieser Baum allerdings ca. 12 fache Sicherheit, abhängig von Standort und Windexposition.
Zwei Begutachtungsverfahren dürfen nicht zu so grundlegend unterschiedlichen Ergebnissen kommen, was bedeutet, dass eines der beiden falsch sein muss.