Statisch integrierte Abschätzung (SIA-Methode)
Aus den Erfahrungen einer mehrjährigen interdisziplinären Forschungsarbeit
wurde die "Statisch integrierte Abschätzung", kurz SIA entwickelt. SIA
berücksichtigt die Holzqualität der unterschiedlichen Baumarten, die Stammdicken
und die Windbelastung. Aus diesen Parametern wird die Grundsicherheit
errechnet.
Statische Berechnungen im Bauwesen werden schon seit langem an
Hand von drei wichtigen Faktoren bestimmt:
1. Die Materialqualität
2.
Die Form des belasteten Bauteils
3. Die Belastung
Auch die
Bruchsicherheit von Bäumen hängt von solchen statischen Faktoren ab:
Die
Zug- und Druckfestigkeit des vorliegenden Holzes, der Querschnitt des
untersuchten Baumteiles, die Belastung des Baumes durch Wind, Schnee oder
Eigengewicht.
Es stellt eine Neuerung und einen wesentlichen Fortschritt
in der Baumkontrolle dar, diese Eigenschaften zu untersuchen. Auch wenn es nicht
einfach sein mag, auf alle Fragen Antworten zu finden, so kann doch nur unter
Berücksichtigung aller Faktoren eine fundierte Aussage über den Zustand eines
Baumes getroffen werden.
Dr. Wessolly war der Erste, der sich eingehend mit
diesen Faktoren befasst hat und dem wir wichtige Erkenntnisse verdanken. In
einem langjährigen universitären Forschungsprojekt hat er Messmöglichkeiten für
alle drei Einflussfaktoren entwickelt.
Die Zug- und Druckfestigkeit
grünen Holzes verschiedenster Bäume wurde im Labor gemessen und im Stuttgarter
Festigkeitskatalog veröffentlicht.
Stammquerschnitte können in der Regel
durch Sondieren erfasst werden. Aus diesen können nun wiederum die
Widerstandsmomente errechnet werden.
Eine Berechnungsmethode zur
Windbelastung der Bäume wurde entwickelt und in den letzten 20 Jahren zunehmend
verfeinert.
Aus Dr. Wessollys Forschungsprojekt ging der Zugversuch
hervor, mit dessen Hilfe über die gemessene Dehnung an der Zugseite
direkt auf die Bruchfestigkeit eines Baumes zu schließen.
Wir sind der
Auffassung, dass eine Baumuntersuchung, in der nicht alle drei Faktoren
berücksichtigt werden, qualitative Mängel aufweist und daher zu keinem richtigen
Ergebnis kommen kann.
Die 70%-Regel bespielsweise, nach der ein Baum, der
über 70% ausgemorscht ist, ein Gefahrenbaum ist, lässt die Faktoren 1 und 3
vollkommen außer Acht. Da es hierzu keine wissenschaftliche Grundlage gibt, ist
diese Regel nicht anzuwenden. Ein weiterer Trugschluss scheint uns, die
Sicherheit eines Baumes lediglich am Verhältnis zwischen Baumhöhe und
Stammdurchmesser beurteilen zu können (H/d Regel) und dabei die Auswirkungen von
Holzqualität und Belastung zu vernachlässigen.
Nur eine fundierte
Begutachtung wird auch exakte Ergebnisse erzielen.